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Tisa-Brunnen: Stellungnahme der Stadt Dorsten zur aktuellen Diskussion um die Zukunft des Kunstwerkes

Dorsten Artikel-Bild

 

In einer Stellungnahme äußert sich die Stadt Dorsten zur aktuellen Diskussion um die Zukunft des Tisa-Brunnens

 

Der Dorstener Stadtverwaltung ist es wichtig, einige Punkte in der derzeit emotional geführten Diskussion um den Tisa-Brunnen am Marktplatz aus ihrer Sicht darzulegen. Nachfolgend die offizielle Stellungnahme der Stadt Dorsten zu diesem Thema: 


• Die Stadt Dorsten hat nie den dauerhaften Abbau des Kunstwerks betrieben, sondern eine ergebnisoffene Diskussion initiiert

Bei der Frage nach der Zukunft des Brunnens geht es nicht um Geld 

Bürgermeister und Stadtbaurat haben sich mit ihrer Meinung bewusst und aus Respekt vor der bürgerschaftlichen Diskussion zurückgehalten 

 

 

In der wie erwartet emotional geführten Diskussion um die Zukunft des Tisa-Brunnens auf dem Marktplatz verlassen einige Argumentationsstränge den ursprünglich sehr sachlichen und konstruktiven Kurs. Zu drei Aspekten deshalb eine notwendige Klarstellung der Stadtverwaltung:


1.
Es verfestigt sich der – falsche! – Eindruck, die Stadt Dorsten betreibe den dauerhaften Abbau des Kunstwerks.

So spricht Herr Werner Arend in einem Leserbrief an die Dorstener Zeitung von dem „Vorhaben der Stadt, den von Schwester Paula gestalteten Stadtbrunnen vom seinem Standort auf dem Marktplatz zu entfernen“.

Richtig ist vielmehr, dass Stadtbaurat Holger Lohse im März eine ebenso breite wie vollkommen ergebnisoffene Diskussion über die Zukunft dieses Kunstwerks initiiert und dabei vier (!) Optionen benannt hat. Eine davon war auch der Verbleib des Brunnens am gewohnten Standort.

In der städtischen Pressemeldung dazu vom 6. März heißt es:

Stadtbaurat Holger Lohse: „Der Brunnen ist sicherlich das bekannteste Werk unserer Ehrenbürgerin Schwester Paula. Er ist nach fast 60 Jahren an diesem Ort ein Teil der Identität unserer Stadt und fest verankert in den Erinnerungen vieler Menschen in Dorsten. Die Frage nach der Zukunft dieses Brunnens dürfen wir darum nicht leichtfertig beantworten, sondern müssen das Ergebnis in einer breiten Diskussion suchen.

(Die vollständige Pressemitteilung vom 06.03.2020 ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.dorsten.de/aktuelles.asp?form=detail&db=336&id=4239.)

Dem Aufruf, Meinungen zu äußern, sind danach viele engagierte Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Die vielfältigen Positionen fließen ebenso in die Entscheidungsfindung ein wie das Votum des Kunstbeirats.


2.
Auf falschen Annahmen beruht auch die immer wieder geäußerte Vermutung, die Zukunft des Tisa-Brunnens sei eine Geldfrage. Bei allen Sparzwängen, denen die Stadt unterliegt: Bei der Brunnenfrage spielt Geld keine Rolle. Für jede Lösung – egal, wie die Entscheidung ausfällt – stehen Mittel aus dem Altstadtfonds zur Verfügung und gibt es Signale von Unternehmen, Bürgerinnen und Bürgern sowie Institutionen, als Sponsor oder Spender zu einer guten Lösung beizutragen. Insofern ist die Aussage von Herrn Werner Mattheis in einem Leserbrief an die Dorstener Zeitung vollkommen richtig: „Wer nur Kosten als Argument hat, kann nicht mehr ernsthaft von der Bedeutung einer Erinnerungskultur sprechen.“


3.
Einem guten Ergebnis wenig dienlich ist der wiederkehrende Versuch, die Diskussion auf Stadtbaurat Holger Lohse oder Bürgermeister Tobias Stockhoff personalisiert zuzuspitzen. Beide haben sich aus Respekt vor der anspruchsvollen bürgerschaftlichen Debatte und der abschließenden Entscheidungshoheit des Rates der Stadt Dorsten als höchster Vertretung der Bürgerschaft öffentlich bewusst zurückgehalten, um die Diskussion nicht vorzuprägen und dem Austausch von Meinungen Raum zu geben.

 

Erst als sich in den letzten Tagen unter Berücksichtigung von Bürgermeinungen, Votum des Kunstbeirates und ersten Vorschlägen aus der Politik eine Entscheidungsrichtung andeutete (Erhalt der Original-Betonreliefs, Bau einer Brunnen-Replik auf dem Marktplatz) hat Bürgermeister Stockhoff öffentlich Stellung genommen und seine Meinung vertreten, die er zuvor nur in privaten Gesprächen geäußert hat. Seine Stellungnahme am Ende im Wortlaut.

 

Abschließend hat der Rat der Stadt Dorsten am Mittwoch (24. Juni) folgenden einstimmigen Beschluss gefasst:

1. Die von Tisa von der Schulenburg für den Brunnen am Markt geschaffenen Originalkunstwerke („Reliefplatten“) werden aufgrund der massiven Schädigungen der vergangenen sechs Jahrzehnte (z. B. durch Witterungseinflüsse) dauerhaft gesichert und in angemessener Weise der Öffentlichkeit als lesbare und mahnende Stadtgeschichte (z. B. in Form eines Wandfries) zugänglich gemacht. Der Prozess der Sicherung der Reliefplatten soll in würdiger Form durch die Bürgerschaft begleitet und thematisiert werden.

2.
Im Bereich des bisherigen Brunnens soll ein aus bauphysikalischen Gründen notwendiger Nachfolgebrunnen errichtet werden. Dem Rat der Stadt Dorsten ist dabei wichtig, dass ein zukünftiger Brunnen wie in der Vergangenheit auch eine Wertschätzung für das Wirken von Tisa in unserer Stadt zum Ausdruck bringt. Der Nachfolgebrunnen soll das Wirken von Tisa, z. B. unter Verwendung von Repliken bzw. Kopien der bisherigen Reliefplatten oder von anderen Werken (z. B. Tisas Gedenksäule an die Widerstandskämpfer Geschwister Scholl), aufgreifen. Dabei ist eine Befragung der Bürgerschaft durchzuführen. Das Angebot der Firma Voßbeck-Elsebusch Betonprodukte GmbH vom 24.06.2020 wird dankbar angenommen.

3.
Die Bürgerschaft und der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Dorsten sind neben den bisherigen Förderern sowie Beteiligten (Sparkasse Vest in Dorsten, IPE, Tisa-Stiftung, Konvent St. Ursula, …) sowohl bei der Ideenfindung und Diskussion bei der Auswahl des Standortes für die Reliefplatten als auch der Konzeption des Nachfolgebrunnens auf dem Marktplatz durch geeignete Beteiligungsformate einzubinden.

 

 

Ergänzend im Folgenden die Stellungnahme von Bürgermeister Tobias Stockhoff, veröffentlicht am 22. Juni bei Facebook:


Der
Tisa-Brunnen – Mahnmal, Denkmal, Kunstobjekt und Wasserspiel

Der bald 60 Jahre alte Tisa-Brunnen auf dem Marktplatz gehört zu Dorsten und ist im Bewusstsein vieler Bürgerinnen und Bürger verankert. Eindrucksvoll unterstrichen hat das in den letzten Wochen die lebhafte Diskussion um die Zukunft dieses wohl bekanntesten Werks unserer Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg, bekannt auch als die Ursulinin Schwester Paula.

Dass die Relief-Platten mit Texten und Motiven zur Dorstener Stadtgeschichte verwittert und teilweise stark brüchig sind, war in den letzten Jahren immer stärker erkennbar. Aber erst bei den Bauarbeiten zur Neugestaltung der Innenstadt konnte festgestellt werden, wie marode auch der (innere) Brunnenkörper ist, der diese Reliefs trägt und dass konkrete Gefahr für die Platten besteht.

Wie und wo soll dieser Brunnen künftig präsentiert werden? Diese Frage stand damit im Raum und auf diese Frage darf keine einfache, sondern es muss eine kluge Antwort gefunden werden, die alle Aspekte berücksichtigt. Eine solche kluge Antwort gibt nicht die Meinung des Bürgermeisters, der einzelne Leserbrief in der Tageszeitung und wohl auch keine andere Einzelmeinung. Eine kluge Antwort findet sich erst in der Diskussion und in der Beteiligung von neutralem Sachverstand, der Bürgerschaft und der Politik.

Stadtbaurat Holger Lohse hat deshalb richtigerweise eine breit angelegte Diskussion initiiert. Ich habe mich als Bürgermeister bewusst in dieser Diskussion bis heute zurückgehalten, um keine Meinung und keine Linie vorzuprägen, obwohl ich natürlich eine Meinung zu diesem prägenden Brunnen auf Dorstens Marktplatz habe und die Meinung auch bei einzelnen Menschen immer wieder zur Diskussion gestellt habe.

In dieser Diskussion sollten vielmehr Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung sagen können. Zusätzlich sollte der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Dorsten ein Votum abgeben. Die Einschätzung des Beirats liegt vor und sie ist mutig: Aus künstlerisches Sicht sei es wichtiger, die Reliefs dauerhaft gegen weiteren Verfall zu sichern, als wieder einen Brunnen mit diesen angegriffenen Platten zu errichten. Denn die Reliefs seien nach Meinung des Beirates das eigentliche Kunstwerk und mit durchaus kritischen Tönen zur Geschichte der Stadt auch ein Mahnmal.

Der Kunstbeirat hat damit nicht die erwartete Antwort gegeben, sondern die aus seiner Sicht und unter dem Blickwinkel der Kunstbetrachtung richtige. Diese Antwort ist mutig und sie ist das Ergebnis einer engagierten Diskussion. Den Mitgliedern des Beirates gebührt dafür unsere Wertschätzung.

Dennoch war und ist der Tisa-Brunnen als Ganzes viel mehr als nur ein „Träger“ für die Relief-Platten. In der Gesamtabwägung müssen wir weitere Aspekte in den Blick nehmen. Er war 60 Jahre Teil unseres Marktplatzes. Er war Denkmal und Spielplatz, mit seinem Plätschern ein Stifter für gute Laune, in seiner geraden und schlichten Form ein Stück heimatliche Vertrautheit. Das alles möchten viele Menschen erhalten wissen und darauf haben viele hingewiesen.

Das eine zu tun und das andere trotzdem nicht zu lassen, halte ich darum für den richtigen Weg. Wir dürfen – auch in Wertschätzung unserer Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg – die Betonreliefs nicht einfach dem weiteren Verfall preisgeben, der bis zur endgültigen Zerstörung vielleicht nur noch 10 oder 15 Jahre dauern würde. Wir dürfen zugleich das Empfinden so vieler Menschen nicht ignorieren, für die der Brunnen insgesamt ein bedeutendes Stück Dorsten ist. Den Brunnen als Rekonstruktion auf dem Marktplatz wieder aufzubauen, würde auch diesem Empfinden Rechnung tragen. Das wäre übrigens nichts Ungewöhnliches: In vielen Städten werden Kunstwerke im öffentlichen Raum durch Repliken ersetzt, um die kostbaren Originale auf Dauer zu erhalten und dennoch einen für alle Menschen zugänglichen Tisa-Brunnen als Replikat auf dem Marktplatz zu finden, wie die Dorstener Kunsthistorikerin Marion Taube zu recht anführt.

Die durchaus emotionale Diskussion um den Brunnen hat mir aber noch etwas anderes gezeigt: Auch bald zwanzig Jahre nach ihrem Tod ist Tisa in den Erinnerungen der Menschen noch höchst lebendig, wirkt ihr Schaffen nach, hat sie einen Platz in vielen Herzen. Eine Ehrenbürgerin also, auf die wir bis heute stolz sein dürfen.

Mein persönliches Fazit als Bürger(meister): Bei der Zukunft des Tisa-Brunnen auf dem Marktplatz würde uns als Stadt eine gewisse sachliche Nüchternheit beim aktuellen katastrophalen (baulichen) Zustand des Kunstwerks, mehr Selbstkritik bei unserer bisherigen Wahrnehmung des Brunnens, ein gewisser Pragmatismus in der künstlerischen Bewertung von einem Replikat und etwas mehr inneres Brennen für unsere Stadtgeschichte und unsere Ehrenbürgerin weiterhelfen.

Ich bin mir sicher, der Stadtrat wird eine kluge Lösung für unsere Stadt finden.

Dorsten – die Stadt, die um eine gute Lösung beim Tisa-Brunnen ringt.

 

 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Dorsten 

 

 

 

https://www.facebook.com/1536451323246185/posts/3241314659426501?sfns=mo

 

Zukunft des Tisa-Brunnens auf dem Marktplatz

 

 

 

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Gregor Föcker, Redaktion meinDorsten, 25.06.2020 

 

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