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Digitaler Leseausweis Stadtbibliothek Dorsten

Dorsten Artikel-Bild
Die Leser können sich ab sofort mit dem Handy am Selbstverbucher einloggen. Die Anwendung wurde in Dorsten entwickelt – und ist tatsächlich eine Weltpremiere.

Seit Anfang November können Lesefreunde mit einem Smartphone in der Stadtbibliothek kontaktlos mit einem digitalen Leserausweis Bücher ausleihen. Das System ist tatsächlich eine Neuheit, die in Dorsten entwickelt und in dieser Form weltweit erstmals eingesetzt wird.

Wie viele große Geschichten fängt auch diese ganz klein an. Immer öfter werden die MitarbeiterInnen angesprochen, ob die Medienausleihe möglich ist, obwohl man den Leserausweis nicht dabeihabe.

Bernd Wellhöner, seit dem 1. Mai 2022 stellvertretender Leiter der Dorstener Stadtbibliothek, ließ dieses Thema nicht los. Das Portemonnaie mit dem Leserausweis daheim vergessen? Könnte ihm auch passieren. Das Smartphone nicht dabeihaben? Würde ihm nie passieren. Bernd Wellhöner kennt sich aus mit mobiler Technik: Bis zu seinem Wechsel nach Dorsten war er bei einem großen Anbieter tätig, der auf Systeme für die Selbstverbuchung von Medien spezialisiert ist. In diesen Geräten kommt RFID zum Einsatz, eine Technologie für Sender-Empfänger-Systeme. Auch die Erfassung von Medien in der Dorstener Stadtbibliothek funktioniert so.

Was fehlte, war die Möglichkeit, sich mit dem Smartphone am Selbstverbucher anzumelden. Der hier integrierte RFID-Reader und der seit 2017 in fast jedem Mobilgerät eingebaute NFC-Reader sind sozusagen Schloss und Schlüssel, um die Tür zur Lesewelt zu öffnen – ohne Bibliothekskarte.

Die dafür notwendige Technik ist also etabliert, wird aber – außer bei der EC-Zahlung mit dem Smartphone – noch kaum genutzt. Das Problem mit dem vergessenen Portemonnaie bleibt dabei also ungelöst. Leider stellte sich heraus, dass die vorhandenen Erfassungsgeräte für die Medienausleihe keine NFC-Signale von Mobiltelefonen verarbeiten können. Schloss und Schlüssel passten also noch nicht zusammen.

Als Problemlöser konnte Bernd Wellhöner zwei deutsche, innovative Firmen gewinnen: Der Authentifizierungsspezialist Elatec aus Puchheim in Bayern und dessen Partner idVation, Dienstleister für Identifikationslösungen aus Oppenheim in Rheinland-Pfalz. Beide waren von der Idee begeistert und stellten schnell fest, dass diese Lösung den Komfort für die Nutzer deutlich erhöht.

Elatec bietet ein Gesamtsystem, bestehend aus einem Lesegerät und den dazu kompatiblen digitalen Ausweisen. Die Dorstener setzten die Lösung von Elatec mit Jonas Lenz von idVation um und adaptierten es für die Anforderungen der Stadtbibliothek. Dabei machte die Stadtbibliothek einige Vorgaben, unter anderem sollte das Layout frei zu gestalten sein, die Integration ins Handy sollte mit einem Klick möglich sein, Bestandskunden müssen in das System aufgenommen werden können und es dürfen außer der Lesernummer keine Kundendaten gespeichert werden. Ende Juli bestand das gesamte System erfolgreich den ersten Praxistest.

Dominik Samson, Director Business Development ELATEC GmbH: „Bei ELATEC sind wir stolz darauf, unseren Kunden eine Komplettlösung anbieten zu können. Dies vereinfacht nicht nur die Nutzung unserer Produkte, sondern steigert auch deren Effizienz und schafft einen Mehrwert, der auf unserem Engagement für Qualität und Zuverlässigkeit beruht.“

Nach der Freigabe des Anwendungsfalls, unter anderem durch Google, konnte der digitale Leseausweis Ende Oktober im „Echtbetrieb“ getestet werden. Anfang November begann dann die Ausgabe an Kunden.

Jonas Lenz, CEO idVation GmbH: „Ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die sich durch die Skalierung auf andere Projekte ergeben. Es ist ein Meilenstein, dass wir unser Know-how und unsere Erfahrungen nun breiter anwenden können, um branchenübergreifende Innovationen zu fördern.“

Auch wirtschaftlich wurden sich die Stadtbibliothek und die beiden Firmen schnell einig. Die digitalen Leseausweise sind deutlich günstiger als gedruckte Karten. Während einer Testphase für die Stadtbibliothek Dorsten erfolgte eine regelmäßige Abstimmung zur Umsetzung des Projekts.

Birgitt Hülsken, Leiterin der Stadtbibliothek: „Wir arbeiten ständig daran, für die Dorstenerinnen und Dorstener besser zu werden – das gilt für unser Medienangebot genauso wie für Service und Komfort. Dass uns und unseren Partnern in den beteiligten Firmen nun tatsächlich die Umsetzung des Projekts gelungen ist, macht uns natürlich richtig Spaß.“

Bürgermeister Tobias Stockhoff ist begeistert von diesem Projekt: „Einen echten digitalen Bibliotheksausweis einzuführen, das klingt ja im ersten Moment eher nach einer Kleinigkeit. Anscheinend haben die Kolleginnen und Kollegen hier aber tatsächlich eine ganz neue Anwendungsmöglichkeit für die RFID- und NFC-Technik identifiziert und gemeinsam mit zwei innovativen Firmen zur Alltagsreife gebracht. Wir sind jetzt gespannt, was sich aus diesem Projekt noch entwickeln wird.“


Das Bild zeigt (von links) Bürgermeister Tobias Stockhoff, Jonas Lenz (idVation), Dominik Samson (Elatec GmbH) sowie Bernd Wellhöner, Sam Rudolf und Birgitt Hülsken vom Team der Stadtbibliothek.  Foto: Heimatmedien / Oliver Borgwardt

 

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