Sieben Kommunen haben Steuerhebesatz erhöht
Trotz der schlechten Finanzlage in vielen Städten und Gemeinden der Emscher-Lippe-Region und des Münsterlandes drängt die IHK Nord Westfalen darauf, die Gewerbesteuerhebesätze flächendeckend nicht weiter zu erhöhen. „Bevor die Kommunen die Unternehmen zusätzlich belasten, müssen alle anderen Möglichkeiten zur Stabilisierung der Haushalte ausgeschöpft sein“, fordert IHK-Vizepräsident Bernd Eßer mit Blick auf die anstehenden Haushaltsberatungen in den 78 Städten und Gemeinden des IHK-Bezirks Nord Westfalen.
„Viele Unternehmen stehen aktuell aufgrund der anhaltend schlechten Wirtschaftslage bereits mit dem Rücken zur Wand“, warnt Eßer unter Hinweis auf die höchste Zahl an Insolvenzen seit zehn Jahren. Eine Erhöhung der Gewerbesteuer, die immerhin einen Anteil von mehr als 50 Prozent der Gesamtsteuerlast eines Unternehmens ausmachen könne, sei von vielen Betrieben nicht mehr zu verkraften.
„Dabei ist im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region die Belastung der Unternehmen durch die Gewerbesteuer vielerorts ohnehin schon höher als im Landesdurchschnitt“, macht der IHK-Vizepräsident deutlich. Nach IHK-Erhebungen liegen aktuell insgesamt 24 Kommunen in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland über dem NRW-Durchschnitt von 2024, der wiederum mit 459 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 409 Prozent liegt. „Jede Anhebung der Gewerbesteuer schmälert die Attraktivität als Unternehmensstandort“, warnt Eßer vor einer Abwärtsspirale. Kurzzeitigen Einnahmeerfolgen stehe möglicherweise schon mittelfristig eine kleinere Unternehmensbasis gegenüber.
Eßer verfolgt die Diskussion um Steuererhöhungen für Unternehmen seit vielen Jahren. Die finanziellen Schwierigkeiten, die zahlreiche Städte und Gemeinden haben, sind ihm bekannt. Deshalb lobt der Geschäftsführer der Berief Food GmbH (Beckum) „die verantwortungsvolle Zurückhaltung“, die die meisten Kommunen in den vergangenen Jahren gezeigt haben. Nach einer Umfrage der IHK haben von den insgesamt 78 Kommunen im IHK-Bezirk sieben Städte und Gemeinden die Gewerbesteuerhebesätze für das Jahr 2025 angehoben.
Die höchsten Hebesatzsteigerungen von 2024 auf 2025 registrierte die IHK Nord Westfalen in Ladbergen (+22 Punkte auf 461 Prozent), Neuenkirchen (+20 auf 430 Prozent), Wadersloh (+16 auf 444 Prozent) und Lotte (+13 auf 468 Prozent). Geringere Erhöhungen meldeten Olfen (+6 auf 416 Prozent), Telgte (+8 auf 463 Prozent) und Legden (+10 auf 458 Prozent).
Besondere Beachtung bei der IHK finden angesichts dieser Erhöhungen aber auch die Kommunen, die ihren Spielraum für Steuersenkungen nutzen. Das betrifft vor allem die Gemeinde Laer, die ihren Hebesatz um 84 Punkte verringert hat. Nach 523 Prozent im Vorjahr liegt der aktuelle Wert bei 439 Prozent.
Den niedrigsten Gewerbesteuerhebesatz im IHK-Bezirk Nord Westfalen hat mit 375 Prozent weiterhin Wettringen (Kreis Steinfurt), den höchsten hat weiterhin die Stadt Marl (Kreis Recklinghausen) mit 530 Prozent. Das macht laut IHK für ein Unternehmen, das einen Gewerbeertrag von 100.000 Euro erzielt, einen Unterschied bei der Gewerbesteuerzahlung von rund 5.000 Euro.
>> Karte mit den Gewerbesteuer-Hebesätzen der Kommunen in Nord-Westfalen (pdf).
Internet-Tipp:
Der Wirtschaftsatlas der IHK Nord Westfalen bietet den Vergleich der Hebesätze für Gewerbe- und Grundsteuer B wie auch die Pro-Kopf-Verschuldung für alle 78 Städte und Gemeinden des IHK-Bezirks Nord Westfalen (Münsterland und Emscher-Lippe-Region).
http://ihk.de/nw/gewerbesteuer
Bild: Bernd Eßer, Vizepräsident der IHK Nord Westfalen und Geschäftsführer der Berief Food GmbH in Beckum. Foto: Fotokult-Beckum