Seit 1924 hat der Zucht-, Reit- und Fahrverein Dorsten e.V. die Herzen von Pferdefreunden in der Region im Sturm erobert. Vom 9. bis 12. Mai wird der Verein ein groĂes JubilĂ€um feiern: 100 Jahre voller Leidenschaft fĂŒr den Reitsport und engagierte Gemeinschaftsarbeit.
Die AnfĂ€nge des Vereins reichen zurĂŒck in eine Zeit, in der das Reiten noch eine eher elitĂ€re FreizeitbeschĂ€ftigung war. Doch der Reitverein Dorsten war stets darauf bedacht, den Reitsport fĂŒr alle zugĂ€nglich zu machen. Die gröĂte Entwicklung des Vereins erfolgte Ende der 60er Jahre, als das GelĂ€nde an der OvelgĂŒnne von der Stadt Dorsten in Erbpacht ĂŒbernommen wurde. Diese Entscheidung legte den Grundstein fĂŒr die heutigen modernen Anlagen des Vereins.
Die Reithalle, eingeweiht im Jahr 1972, ist seitdem ein Zentrum der AktivitĂ€t und des Trainings fĂŒr Reiterinnen und Reiter jeden Alters. Neben den Stallungen mit derzeit 23 Boxen bietet das AuĂengelĂ€nde einen Dressur- und Springplatz sowie groĂzĂŒgige Pferdewiesen. Eine GaststĂ€tte direkt gegenĂŒber den Stallungen rundet das Angebot des Vereins ab, der derzeit 330 Mitglieder zĂ€hlt.
Eine der herausragenden Persönlichkeiten des Reitvereins ist Reitlehrer Werner Lochthowe, der dem Verein seit 1989 als erfahrener Ausbilder zur VerfĂŒgung steht. Mit dem Goldenen Reitabzeichen, erworben aufgrund zahlreicher Erfolge im Dressur- und Springsport, ist Lochthowe eine anerkannte AutoritĂ€t in der Reitszene.
Die Jugendarbeit hat fĂŒr den Reitverein Dorsten stets oberste PrioritĂ€t gehabt. Neben der Vermittlung des grundsĂ€tzlichen Interesses am Reitsport liegt der Fokus auf der Förderung von TeamfĂ€higkeit, sozialem Miteinander und einer vielseitigen Persönlichkeitsbildung. RegelmĂ€Ăige Fahrten zu Pferdeturnieren und anderen sportlichen Veranstaltungen sollen allen Mitgliedern, unabhĂ€ngig von ihrer sozialen Lebenssituation, den Zugang zum Reitsport ermöglichen.

Die wechselhafte Geschichte des Reitvereins
Reitvereine haben in Westfalen eine lange Tradition. Oft aus landwirtschaftlichen VerbĂŒnden oder Pferdezuchtvereinen hervorgegangen, halten sie den Reitsport lebendig. So auch der Zucht-, Reit- und Fahrverein Dorsten, der vor 100 Jahren gegrĂŒndet wurde.
Der ZRFV Dorsten, kurz Reitverein Dorsten genannt, hat seinen Ursprung im landwirtschaftlichen Verein der Lippestadt. Am 24. MĂ€rz 1924 stellte sich der Verein neu auf, und erstmals wurde auch eine eigene Abteilung fĂŒr Pferde ernannt. Diese gilt als Keimzelle fĂŒr den spĂ€teren Reitverein. Neben den MitbegrĂŒndern Franz Johann Maas-Timpert und Ernst GroĂ-Blotekamp engagierten sich junge Landwirte wie Franz Johann Maas-Timpert, Bernhard Föcker, Franz Hofrogge, Felix Breil oder Johann Kalthoff.
âFrischer Reitgeistâ sollte erhalten werden
Doch es war eigentlich keine gute Zeit fĂŒr den Reitsport. WĂ€hrend des Ersten Weltkrieges waren Millionen von Pferden an der Front umgekommen, so dass auch der Bestand fĂŒr den Reitsport und die Zucht stark dezimiert war. Im lĂ€ndlichen Raum setzte man zudem eher auf robuste KaltblĂŒter fĂŒr die Feldarbeit. Auch daher hatte sich der junge Reitverein auf die Fahnen geschrieben, die Zucht und Dressur zu fördern. Reiter, Kutscher und Pfleger sollten ausgebildet werden, und man legte Wert auf die âErhaltung eines frischen Reitgeistesâ, wie es damals hieĂ.
FĂŒr die Ausbildung der ambitionierten Reiter gab es dazu noch fachkundige Hilfe durch einen LandjĂ€ger, der berittenen Polizeimiliz dieser Zeit. Das konnten die Pferdenarren auch direkt in die Praxis umsetzen: Mit Pferde- und Hindernisrennen sorgte der Verein bereits in den ersten Jahren fĂŒr Furore. Zuerst traf man sich im Vereinslokal Maas-Timpert, dann ging es gemeinsam zur Wiese bei Föcker Holtkamp, wo die Rennen stattfanden. Auch bei den beliebten Tierschauen konnten die Reiter mit kleinen VorfĂŒhrungen viel Applaus verdienen.
Die 30er und 40er Jahre hatten Höhen und Tiefen fĂŒr den Verein. 1936 erfolgte der offizielle Eintrag unter dem heutigen Namen ins Vereinsregister, und die Reiter feierten viele Erfolge. Allerdings gab es auch Schattenseiten: Die aktiven Reiter traten dem paramilitĂ€rischen âNS-Reitersturmâ bei, und es gab Schwierigkeiten mit dem Pachtvertrag. Der Krieg setzte dem Turnierbetrieb ab 1939 ein Ende, und einige Jahre war an ein normales Vereinsleben nicht zu denken.

Nach dem Krieg kamen die ĂŒberlebenden Vereinsmitglieder wieder zusammen. Auch Reitlehrer Straub, der ehemalige LandjĂ€ger, war dabei. Nach und nach erholte sich der Verein wieder, aber nun folgte der nĂ€chste Tiefschlag. Das bisher genutzte VereinsgelĂ€nde, das der Stadt gehört, fiel 1959 an den Segelflugverein und der Turnierbetrieb kam zum Erliegen. Auf der Wiese hinter dem Vereinslokal gab Straub Reitstunden mit seinem Schulpferd Mary. Stand der Verein nun vor dem Aus?
Nein, denn 1968 wurde zu einem Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Das GelĂ€nde hinter der Villa Keller wurde zum neuen Zuhause fĂŒr den Reitverein. In gemeinsamer Arbeit bauten die Mitglieder das einst vernachlĂ€ssigte GelĂ€nde zu einem blĂŒhenden Vereinszentrum aus. Im Laufe der Jahre kommen eine Reithalle und moderne Stallungen sowie AuĂenanlagen hinzu. Im Mai 2024 will der Verein nun sein hundertjĂ€hriges Bestehen feiern, und der âfrische Reitgeistâ ist immer noch höchst lebendig.
Ein Ausblick in die Zukunft
Doch das JubilĂ€umsfest ist nicht nur ein RĂŒckblick auf die vergangenen 100 Jahre, sondern auch ein Ausblick auf die Zukunft des Vereins. Der Vorstand des Reitvereins Dorsten steht derzeit vor bedeutenden Projekten, die auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen wurden.
Ein zentrales Vorhaben ist der Umbau und die Sanierung der StallgebĂ€ude. Neben der Anpassung an moderne Standards und Haltungsvorschriften sollen auch die Licht- und LuftverhĂ€ltnisse verbessert werden, um die Tierschutzvorschriften zu erfĂŒllen. Die Errichtung eines externen Heu- und Strohlagers sowie die Schaffung zusĂ€tzlicher AuĂenboxen sind Teil dieses Projekts. âDas wird noch eine groĂe Aufgabe, fĂŒr die wir in den kommenden Monaten die Finanzierung sichern wollenâ, erklĂ€rt GeschĂ€ftsfĂŒhrerin Klaudia Ulbricht-Heisig.
Dabei blickt der Verein zuversichtlich in die Zukunft und wird auch weiterhin versuchen, den Kindern und den Familien aus der Stadt Dorsten den Pferdesport nĂ€her zu bringen. Aber nicht nur den Sport: âDer Umgang mit Pferden ist so viel mehrâ, sagt Dorothee Maas-Timpert vom Vorstand. âMan erlernt Geduld und Toleranz und auch das Umgehen mit Niederlagen. Das sind Eigenschaften, die einen fĂŒrs Leben prĂ€gen können.â Dazu kann der Pferdesport auch verbinden: âWenn Kinder und Jugendliche aus verschiedenen sozialen Schichten mit oder ohne Handicap gemeinsam Sport treiben, werden schon frĂŒhzeitig Barrieren abgebaut und Toleranz und Respekt gefördertâ, so Maas-Timpert. âDas Pferd macht keine Unterschiede.â
Das Programm am Familientag
Das JubilĂ€umsfest, das vom 9. bis 12. Mai stattfindet, verspricht eine erlebnisreiche Zeit fĂŒr alle Pferdefreunde und Mitglieder des Reitvereins Dorsten zu werden. Neben Showprogrammen und VorfĂŒhrungen gibt es auch ein groĂes Dressur- und Springturnier bis zur Klasse S. Höhepunkt ist dabei der Familientag am 9. Mai. Zum Familientag hat der Zucht-, Reit- und Fahrverein Dorsten ein spannendes Programm zusammengestellt.






